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Wie wägen Sie die verschiedenen Faktoren ab, um die wichtige und komplexe Entscheidung zu treffen, ob Sie ein Ersatzteil reparieren oder ein neues kaufen sollen?
In der Welt des Lieferkettenmanagements für Ersatzteile bezieht sich „Reparatur“ auf die Aufarbeitung nicht mehr funktionsfähiger Teile, während „Kauf“ die Beschaffung neuer oder aufgearbeiteter Teile bedeutet. Beispiele für Ersatzteile sind:
- Komplexe, hochwertige Komponenten wie Generatoren, Anlasser oder Motoren.
- Teile mit langen Lieferzeiten und hohen Ersatzkosten
Unternehmen bevorzugen häufig die Reparaturoption aufgrund ihrer Kosteneffizienz und besseren Margen oder um Kundenerwartungen zu erfüllen – insbesondere in Branchen, in denen instandgesetzte Teile die funktionalen Anforderungen zu geringeren Kosten und mit höherer Nachhaltigkeit erfüllen.
Allerdings können geschäftliche und logistische Einflussfaktoren wie Prognosen, Kosten, Lieferzeiten und Teileverfügbarkeit dazu führen, dass die Entscheidung zugunsten eines Neukaufs getroffen wird.
Wie geht man also mit einer solchen Entscheidungsfindung um?
Die gute Nachricht: Mit SAP Extended Service Parts Planning (SAP eSPP) steht eine Lösung zur Verfügung, mit der sich Reparatur- und Kaufentscheidungen gezielt modellieren und analysieren lassen.
Doch bevor wir tiefer einsteigen, sollten wir einige grundlegende Begriffe und Teilekategorien klären, die für die Reparatur- oder Kaufentscheidung relevant sind.
- Nicht funktionsfähige Teile (Unserviceable Parts): Ein Bauteil, das aufgrund von Verschleiß, Beschädigung oder Ausfall nicht mehr einsatzfähig ist; wird typischerweise während der Wartung aus dem Gerät ausgebaut und entweder entsorgt oder zur Reparatur weitergeleitet.
- Reparierte Teile (Repaired Parts): Ein zuvor nicht funktionsfähiges Teil, das wieder in einen betriebsfähigen Zustand versetzt wurde. Die Instandsetzung kann intern erfolgen oder extern durch einen Subunternehmer.
- Neuteil (New Part): Ein neues, voll funktionsfähiges Bauteil, das im Rahmen der Planung auch als „Seed Part“ bezeichnet wird. Es wird direkt vom Originalhersteller oder einem Lieferanten beschafft.
SAP eSPP bietet robuste Standardplanungsfunktionen zur Unterstützung von Entscheidungen in Reparatur- oder Kaufszenarien, einschließlich der Bedarfsdeckung durch Reparatur, Neuanschaffung oder eine Kombination aus beidem. SAP eSPP unterstützt mehrere Szenariovarianten eines Reparatur- oder Kaufmodells:
1. Nur Reparatur:
Wenn an einem Standort ein Nettobedarf besteht, wird dieser ausschließlich durch Reparatur gedeckt – vorausgesetzt, alle erforderlichen Ressourcen sind verfügbar.
2. Reparatur oder Kauf – ohne Kapazitätsbeschränkung:
Reparatur ist die bevorzugte Option und kann entweder intern oder extern durch einen Subunternehmer erfolgen, wobei keine Einschränkungen bei der Produktionskapazität bestehen.
3. Reparatur oder Kauf – mit Kapazitätsbeschränkung:
Reparatur hat Vorrang, jedoch unter Berücksichtigung begrenzter Reparaturzeiten und eingeschränkter Kapazitäten beim Subunternehmer. Erkennt SAP eSPP unter diesen Einschränkungen eine Unterdeckung, wechselt das System automatisch zur Beschaffung neuer Teile.
Lassen Sie uns diese Szenarienvarianten anhand von zwei repräsentativen Teilen näher betrachten:
- ESPPDEMOREPAIR – Repariertes Teil
- ESPPDEMOBUY – Neuteil
Szenario:
- Bedarfsmangel von 100 Einheiten für ESPPDEMOREPAIR, der entweder durch Reparatur oder Kauf gedeckt werden kann.
- Im Falle eines Kaufs kann ein Subunternehmer 60 Einheiten pro Monat mit einem entsprechenden neuen Teil ESPPDEMOBUY liefern.
Schritt 1: Bewertung des nicht funktionsfähigen Lagerbestands
SAP eSPP berechnet prognostizierte Lagerbestände für nicht funktionsfähige Teile auf Basis von Bedarfsprognosen, Rückläufen und Ausbringungsraten. Daraus ergeben sich 15 Einheiten prognostizierter Bestand an dem Tag, an dem der Bedarf eintritt.
SAP eSPP erzeugt einen Planauftrag über 15 reparierte Einheiten (siehe Abbildung 1 unten), in diesem Fall für das Teil ESPPDEMOREPAIR.
SAP eSPP berechnet prognostizierte Lagerbestände für nicht funktionsfähige Teile auf Basis von Bedarfsprognosen, Rückläufen und Ausbringungsraten. Daraus ergeben sich 15 Einheiten prognostizierter Bestand an dem Tag, an dem der Bedarf eintritt.
SAP eSPP erzeugt einen Planauftrag über 15 reparierte Einheiten (siehe Abbildung 1 unten), in diesem Fall für das Teil ESPPDEMOREPAIR.
Abbildung 1
Ein Bedarf von 85 Einheiten ist noch ungedeckt.
Schritt 2: Prüfung der Einschränkungen beim Subunternehmer
Anschließend bewertet SAP eSPP, ob der Subunternehmer die restlichen 85 Einheiten reparieren kann, wobei eine Kapazitätsgrenze von 60 Einheiten berücksichtigt wird.
Infolgedessen schlägt SAP eSPP eine Bestellanforderung über weitere 60 Einheiten vor (siehe Abbildung 2 unten), in diesem Fall für das Teil ESPPDEMOREPAIR.
Anschließend bewertet SAP eSPP, ob der Subunternehmer die restlichen 85 Einheiten reparieren kann, wobei eine Kapazitätsgrenze von 60 Einheiten berücksichtigt wird.
Infolgedessen schlägt SAP eSPP eine Bestellanforderung über weitere 60 Einheiten vor (siehe Abbildung 2 unten), in diesem Fall für das Teil ESPPDEMOREPAIR.
Abbildung 2

Ein Fehlbestand von 25 Einheiten bleibt weiterhin bestehen.
Schritt 3: Beschaffung neuer Teile
Da ein verbleibender Fehlbestand von 25 Einheiten besteht und die Reparaturoption ausgeschöpft ist, stößt SAP eSPP die Beschaffung neuer Teile ESPPDEMOBUY an.
Um den restlichen Bedarf von 25 Einheiten zu decken, erstellt SAP eSPP eine Bestellanforderung über 27 Einheiten für ESPPDEMOBUY (siehe Abbildung 3 unten).
Warum 27 Einheiten und nicht 25? Das Teil ESPPDEMOBUY unterliegt einer Mindestbestellmenge von 9 Einheiten und muss in Vielfachen von 3 bestellt werden.
Da ein verbleibender Fehlbestand von 25 Einheiten besteht und die Reparaturoption ausgeschöpft ist, stößt SAP eSPP die Beschaffung neuer Teile ESPPDEMOBUY an.
Um den restlichen Bedarf von 25 Einheiten zu decken, erstellt SAP eSPP eine Bestellanforderung über 27 Einheiten für ESPPDEMOBUY (siehe Abbildung 3 unten).
Warum 27 Einheiten und nicht 25? Das Teil ESPPDEMOBUY unterliegt einer Mindestbestellmenge von 9 Einheiten und muss in Vielfachen von 3 bestellt werden.
Abbildung 3
Bedeutung für die Praxis
Da Reparatur- oder Kaufentscheidungen – wie gezeigt – zahlreiche Variablen und Abhängigkeiten beinhalten können, bietet SAP eSPP ein flexibles und intelligentes Planungsframework. Dieses ermöglicht es Unternehmen, sich an unterschiedliche betriebliche Einschränkungen anzupassen und so den Reparatur- oder Beschaffungsprozess effizient zu steuern – mit dem Ziel einer kosteneffektiven und reaktionsschnellen Ersatzteillogistik.
Mit SAP eSPP kann Westernacher Unternehmen eine adaptive und leistungsstarke Lösung bieten, die komplexe Planungsentscheidungen automatisiert – unter Berücksichtigung betrieblicher Einschränkungen – und dabei Leistung sowie Rentabilität in der Aftermarket-Supply-Chain maximiert.
Bei Westernacher sind wir seit der Einführung der Ersatzteilplanung bei SAP (2007) Vorreiter im Bereich Ersatzteilplanung und setzen unseren Innovationskurs gemeinsam mit unseren Kunden und im Rahmen globaler Co-Innovationsinitiativen fort.
